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Situationsbericht zur Corona-Lage aus Orastie

In unserem Altenheim (Samariter Orastie) sind z.Z. noch alle gesund: sowohl 29 Heimbewohner als auch 16 Angestellte. Wir haben landesweit Notstand seit mit viel Polizei- und Militäreinsatz; dieser wurde bis zum 16. Mai verlängert. Am 10.04.2020 nach dem Militärerlass Nr. 8 mussten wir in den Heimen Teil des Personals/der Angestellten für 14 Tage am Arbeitsplatz isolieren, der restliche Teil bleibt 14 Tage isoliert zu Hause. Auf Kreisebene haben wir einen Major der für die privaten Heime zuständig ist.

Erst seit den letzten 10 Tagen haben die Regierenden wahrgenommen, dass in diesem Land auch Heime (Kinder-, Behinderten-, Altenheime) sind; denn bis jetzt hat sich alles landesweit nur um  Krankenhäuser gedreht und dies aus gutem Grund: wenig Investitionen, noch immer nicht genügend ausgestattet, ein schlecht funktionierendes System (um es milde auszudrücken!), viele Jahre der Vernachlässigung nicht genügend Personal und jetzt merkt man was es an sich hatte nichts zu sagen, immer alles hinzunehmen wie es die Politiker gern hatten, um ja nicht jemanden zu ärgern,/beleidigen/kränken, „jemanden“ der Führung- oder Kontrollposition belegt aber politisch die Stelle „erworben“ hat.

Was uns und unser Altenheim betrifft: ab dem 01.02.2020 hatte ich Quarantäne ausgeschrieben mit dem Gedanken unsere Heimbewohner vor Erkältungen, und/oder alljährliche Grippe zu schützen. War nicht allzu restriktiv: sie konnten noch zur Bank, anderen festgelegten Terminen nachgehen, Angehörige aus anderen Orten habe ich mit Mundschutz zu kurzem Besuch hereingelassen. Nachdem ich ja wie die meisten mir Nachrichten angesehen habe, und das bedeutet Nachrichten auch auf internationalen Sendern, hat mein Bauchgefühl sich gemeldet: ab dem 01.03.2020 habe ich Fremden den Ein- und Ausgang verboten, außer den Angestellten durfte keiner das Heim betreten. Nun waren meine Heimbewohner eingesperrt! Brot, das Essen alles wurde vom Personal mit Mundschutz, Handschuhen am Tor in Empfang genommen. Manch Heimbewohner hat gemurrt und es gab Unzufriedenheiten, doch habe ich mich nicht beeindrucken lassen, weil ich irgendwie auf der Hut war. Und wie angedeutet kam es immer dicker: Einschränkungen ohne Ende, Sperren usw.

Karfreitag war ich noch locker und dann kam's am Ostersamstag: Der Unterpräfekt mit einem Vertreter des Gesundheitsamts standen vor dem Tor. Ich war im Heim, weil ich den Speiseplan für die nächsten vier Wochen schrieb und nach diesem Besuch musste ich einen Teil der Angestellten sofort bestellen und einen Plan aufstellen: 5 Pflegerinnen sind eben ab dem 13.04.2020 für 14 Tage im Heim isoliert, also am Arbeitsplatz d.h. aus den Umkleideräumen und dem Gymnastik-/Kinetotherapieraum wurden Schlafzimmer, den Flur trennten wir mit einem Schrank ab, also Heim umgestellt, um die Bedingungen zu erfüllen, sonst hätten die Angestellten in einem Hotel od. Pension untergebracht werden müssen, immer hin und her gefahren  (um eben isoliert zu sein). Zusatzkosten ohne Ende: dem „eingesperrten“ Personal musst du als Arbeitgeber Unterkunft und Verpflegung sichern. Nach 14 Tagen kommen die anderen und wechseln sich ab. Jetzt sind es fünf, ab dem 27.04. werden es sechs sein. Wir laufen alle mit Mundschutz, Visiere (schwer erworben!), Handschuhen herum. Für mich persönlich eine Qual. Und die Distanz zu den Heimbewohnern...! Schwer, schwer, schwer!

Wir hatten auch großes Glück, dass wir in dieser Zeit keinen Krankenhausaufenthalt von Heimbewohnern hatten, denn im Krankenhaus waren auch Ärzte, Krankenschwestern und Pfleger/Innen infiziert ohne es zu wissen, bis endlich getestet wurde. Es soll anfangs von der Ausstattung her nicht so gut gewesen sein - so jedenfalls hörte es sich in den Medien an. Nun im Laufe der Tage und Wochen hat sich die Situation gebessert.

Leider sind unsere Nachbarn und Kollegen von dem städtischen Altenheim in einer sehr schwierigen Situation, nachdem sie aus dem Krankenhaus in Deva einen infizierten Senior (nicht getestet und nicht gewusst) ins Heim brachten.

So ist am 17.04.2020 auf der Webseite der Stadt zu lesen: betreffend städtisches Altenheim waren in Orastie im Krankenhaus 7 Heimbewohner und 2 Angestellte, in Deva im COVID-19 Krankenhaus 14 Heimbewohner und 3 Angestellte und im Heim nebenan sind 5 Bewohner; 3 sind leider verstorben.

In Broos sollen 38 bestätigte Kranke sein, im Kreis soll es 369 infizierte geben.

Wir hatten Glück im Unglück: Mundschutz hatten wir auf Lager über einen Hilfstransport aus unserem Partnerverein ASB-KV Helmstedt. Handschuhe hatte ich immer reichlich bestellt. Da ich mich ja auch um die Rettungssanitäter und deren Schutzausrüstung kümmern musste, kam ich auch an Visiere für das Heimpersonal (leider auf die Schnelle hergestellt und schon ziemlich beschlagen). Desinfektions- und Putzmittel haben wir auch immer reichlich benutzt. Nun aber wird es immer knapper und noch immer kann ich so gut wie nirgends was bestellen. Ich hatte gehofft, dass nach der ersten Schockwelle man sich doch organisiert und an alle denkt, aber es wird noch eine Weile dauern.

Stress hatte ich immer, doch jetzt ist es extrem und leider ist kein Ende in Sicht. Es ist ruhig geworden, doch irgendwie wird einem jetzt bewusst wie gut man es vorher hatte. Ob wir wieder normal leben werden? Und was heißt „normal“?

 

Corinna Làdar

Präsidentin ASO Orastie